Fahrt ins Blaue vom Rhönklub Künzell

Zu einer Fahrt mit zunächst unbekanntem Ziel hatte der Rhönklub Zweigverein Künzell seine Mitglieder am 08.09.2024 eingeladen, an der dann auch 53 Personen Interesse zeigten. Am Morgen konnte das Vorstandsteam dass ältestes Mitglied mit 95 Jahren und auch das jüngstes Mitglied, die 1jährige Nele mit Familie begrüßen.

Der erste Anhaltspunkt war zunächst nur eine 1 ½ stündige Fahrt mit Frühstückspause. Als es Richtung Frankfurt ging erfuhren wir vom Besuch des Kobelt-Zoo in Schwanheim. Wilhelm Kobelt der Gründer des Areals war ursprünglich als erster Arzt in Schwanheim tätig bevor er 1880 seine Arztpraxis aufgab, um sich mit Naturwissenschaften, speziell der Erforschung von den Lebewesen die am Rande des Dorfes heimisch waren, und der Geschichte Schwanheims befasste. Er schrieb die Ortschronik, gründete einen Arbeiterfortbildungsverein, einen Ausschuss für Volksvorlesungen, das erste kleine Heimatmuseum und er wurde für seine wissenschaftlichen Verdienste von der Senckenbergischen Gesellschaft zum Professor ernannt.

Kurz nach seinem Tod waren es seine Mitstreiter, die sich ebenfalls für Natur und Tier interessierten. Sie haben das Gelände an der Bahnstraße zur Verfügung gestellt, damit Privatleute in den Parzellen ihre Tiere hielten. Das Projekt widmeten sie ihm – daraus hervor ging der Kobelt-Zoo, der vor über 100 Jahren mit besagten Parzellen seinen Anfang nahm. Noch immer arbeiten alle Helfer ehrenamtlich und der Eintritt in den Zoo ist frei. Wir unterstützten diese Arbeit mit einer Spende.

Danach ging es in die Innenstadt Frankfurts. Hier teilten sich die Personen auf, um die Paulskirche und das “TimeRide” zu besuchen.

Die Gruppe im “TimeRide” erlebte eine virtuelle Zeitreise mit einer VR-Brille in einer echten  Kutsche um die bedeutendsten Ereignisse des Jahres 1891 in der Mainmetropole zu erleben. Es war ein unvergessliches Abenteuer für alle.

Zum Besuch in der Paulskirche nur wenige Meter vom Timeride entfernt, hatte Vera Hohmann eine sehr umfangreiche Ausarbeitung zur Kirche und zum Wandbild in der Wandelhalle erstellt.

Die Frankfurter Paulskirche wurde im Jahre 1270 erbaut und erstmalig als Barfüßer- und Franziskanerkloster urkundlich erwähnt. Im Laufe der Jahre wurde das Kirchenschiff mehrfach um- beziehungsweise angebaut. In 1529 ging das Kloster und die Barfüßerkirche dann in den Besitz der evangelischen Kirche über. Bis zu ihrem Abriss aufgrund von Baufälligkeit im Jahre 1787 diente sie als Hauptkirche für die überwiegend evangelischen Christen in Frankfurt. Als im Jahre 1789 mit dem Neubau begonnen wurde, ahnte man noch nicht, dass sich die Fertigstellung aufgrund von Querelen im Stadtparlament und Geldmangel noch bis in das Jahr 1833 hinziehen würde. Das lutherische Konsistorium der Stadt beschloss dann, der Kirche nach dem Apostel Paulus den Namen Paulskirche zu geben. Als im Jahre 1848 im Rahmen der deutschen Revolution ein Versammlungsort für das gesamtdeutsche Parlament gesucht wurde, bot sich die Paulskirche als größter und modernster Saal Frankfurts an. Obwohl sich zuerst im Frankfurter Gemeindevorstand Widerstand regte, ob eine Kirche für einen politischen Zweck genutzt werden sollte, wurde dann letztendlich doch der Bitte stattgegeben und die Paulskirche konnte dementsprechend umgebaut werden. Zu den geschichtlichen Eckdaten gehört die Wahl Erzherzog Johann von Österreich am 29.06.1848 zum ersten deutschen Staatsoberhaupt. Seine Amtszeit währte allerdings nur kurz, denn nach der Niederschlagung der Revolution im Frühjahr 1849 übergab er seine Befugnisse einer Bundeszentralkommission. Am 28.03.1849 wurde eine Verfassung für das Deutsche Reich verabschiedet, die allerdings hauptsächlich von den Staaten Preußen und Österreich nicht anerkannt wurde. Der damalige preussische König Friedrich Wilhelm der IV lehnte sogar die Kaiserkrone für das neu erschaffene Reich ab, die ihm angeboten wurde.

Da die Kirche mehr und mehr für Gedenkveranstaltungen und zum Beispiel zur Eröffnung des deutschen Turnfestes in 1908 genutzt wurde, galt sie danach endgültig als nationale Gedenkstätte. Aus Kostengründen und Mangel an Baumaterial wurde der Innenraum allerdings stark verändert.

Zum hundertjährigen Jubiläum der Nationalversammlung wurde die Paulskirche wiedereröffnet. Die Festrede hielt Fritz von Unruh, dieser erhielt dafür den Goethepreis der Stadt Frankfurt. Seitdem wird der Goethepreis in der Regel alle 3 Jahre in der Paulskirche verliehen. Am bekanntesten ist die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels im Rahmen der jährlichen Frankfurter Buchmesse. Am 25. Juni 1963 besuchte der US-Präsident John F. Kennedy Frankfurt und sprach dabei auch in der Paulskirche. In seiner Ansprache wies er darauf hin, dass „kein anderes Gebäude in Deutschland begründeteren Anspruch auf den Ehrentitel der Wiege der deutschen Demokratie erheben“ könne.

Besonders beeindruckend war das umlaufende Wandbild „Der Zug der Volksvertreter“ von Johannes Grützke in der unteren Wandelhalle der Paulskirche mit einer Höhe von 3m und einer Breite von 32m. Es entstand von 1989 bis 1991 und zeigt in zehn Szenen die Parlamentarier im Verhältnis zum Volk, zu denen Vera Hohmann einige Interpretationen hatte.

Wer wollte konnte mit Vera noch durch die historische Altstadt und das archäologische Museum gehen und sein Wissen erweitern, oder auch auf eigene Faust die Gegend um den Römer erkunden.

Auf der Fahrt ging es anschließend noch zum Goetheturm im Sachsenhäuser Stadtwald, der heute mit 43m einer der höchsten hölzernen Aussichtstürme Deutschlands ist, aber nicht allen bekannt war. An der gleichen Stelle stand 1867 damals ein 22 Meter hoher Holzturm.

Dieser wurde nach dem Ersten Weltkrieg wegen Baufälligkeit abgerissen. Vor Beginn des Goethejahres 1932, (100. Todestages) entstand 1931 ein neuer Goetheturm. Der jüdische Kaufmann und Kommerzienrat Gustav Gerst stiftete dafür 28.000 Reichsmark. Die Stadt Frankfurt stellte 1931 das Bauholz, insgesamt etwa 340 m³
1981 und 1982 musste der hölzerne Turm aufwändig renoviert werden. Die festliche Wiedereröffnung fand am ersten Samstag im Mai (8. Mai 1982) statt. In Erinnerung an diesen Tag findet alljährlich am ersten Samstag im Mai das Goetheturmfest statt.

Ein Feuer hat am 12.10.2017 in den frühen Morgenstunden den Frankfurter Goetheturm in Schutt und Asche gelegt. Polizei vermutet Brandstiftung. Im Jahr 2020 ist er dann wieder errichtet worden, und bietet heute nach 196 Stufen einen herrlichen Blick über die Mainmetropole mit der Skyline und den südöstlichen Vororten Frankfurts.

Mit diesen Eindrücken, einem Gruppenfoto und einem großen Danke schön an das Vorstandsteam für diese Erlebnisfahrt, traten wir unsere Heimreise an.